Bozner Wasser: Qualität und Projekte

Karl Mair, Wasserlaborleiter von eco center

Heute Vormittag (5. April 2019) haben die SEAB AG und die eco center AG eine gemeinsame Pressekonferenz zur Vorstellung der laufenden Projekte für den integrierten Wasserdienst abgehalten. Zu diesem Anlass konnte man auch das Labor besichtigen, in dem die Wasseranalysen durchgeführt werden. Diese bestätigen immer wieder aufs Neue, dass die Boznerinnen und Bozner ein Leitungswasser von ausgesprochen hoher Qualität genießen können.

Die Bozner BürgerInnen und Unternehmen verbrauchen durchschnittlich 222 Liter Wasser pro Kopf und Tag – das sind 8,7 Millionen Kubikmeter in einem Jahr. Die SEAB AG bezieht Wasser aus 12 Brunnen im Wasserschutzgebiet des Bozner Beckens und aus 4 Quellen im Eggental und Kohlern. Das städtische Wasserleitungsnetz erstreckt sich über 191 km und ist mit 10 Wasserspeichern mit einer Gesamtkapazität von 13.000 m3 ausgestattet.

Mit seinem ausgewogenen Gehalt an gelösten Mineralien, einem neutralen pH-Wert (knapp über 7) und einem geringen festen Rückstand (je nach Probeentahmestelle zwischen ca. 100 und 200 mg/l) kann das Bozner Wasser als „leicht mineralhaltig“ eingestuft werden. Das im Netz verteilte Wasser wird in keiner Weise behandelt (mit Ausnahme des Kardauner Brunnens und der Kohlerer Quelle).

Zivil- und Industrieabwässer (Schwarzwasser) und Regenwasser (Weißwasser) werden von zwei getrennten Systemen erfasst. Das Schwarzwasser – jährlich rund 10 Millionen Kubikmeter – wird zur Kläranlage Bozen geleitet. Das Regenwasser wird dagegen in die Flüsse Eisack und Talfer geführt.

Projekte für das Wasser- und Abwassernetz in der Stadt und im ländlichen Raum

In den Jahren 2019-2021 wird SEAB 5,8 Mio. Euro in Projekte für das Wassernetz und knapp 3,6 Mio. Euro in Projekte für das Abwassernetz investieren. Für das Jahr 2019 sind in der Stadt fünf Projekte geplant, die die Modernisierung des Trinkwassernetzes und die Erneuerung der Trinkwasserleitungen beinhalten: in der Siemensstraße, in der Fagenstraße; im Rottenbuchweg, in der Villenstraße und in der Longon-Straße. Das komplexeste Projekt betrifft die Fagenstraße: Dort werden nicht nur das Wasser und Abwassernetz, sondern auch das Gasnetz komplett erneuert. Das Projekt wurde deswegen in zwei Baulose unterteilt. Das erste Baulos startet im Juni 2019, gleich nach dem Ende des Schuljahres, um die Unannehmlichkeiten für Anrainer und Autofahrer so gering wie möglich zu halten.

In den ländlichen Gebieten am Stadtrand sind zurzeit Vorbereitungen bzw. Machbarkeitsstudien für mehrere Großprojekte im Gange. Das Projekt zur Erneuerung der Trinkwasserleitungen und für die Verlegung der Abwasserleitungen in der Zone St. Georgen/Guntschna/Sand (oberhalb von Gries) wird 2019 zu Ende gebracht. Es beinhaltet die Verkleidung der Becken des Wasserspeichers St. Georgen mit Inoxplatten, die Erneuerung aller Trinkwasserleitungen, den Bau von 5 neuen Druckunterberechern und die Neuverlegung aller Abwasserleitungen.

Ein zweites strategisch wichtiges Großprojekt sieht den Bau eines weiteren großen Wasserspeichers oberhalb des Krankenhauses vor. Die Stadt Bozen verfügt derzeit über 10 Trinkwasserspeicher. Die zwei größten und strategisch wichtigsten sind die Speicher Haselburg (oberhalb vom Friedhof) und St. Peter. Für ein technisch ausgewogenes Management des Trinkwassernetzes wäre der Bau eines weiteren Speichers ähnlicher Größe auf der entgegengesetzten Seite der Stadt optimal. Es handelt sich um ein sehr anspruchsvolles Projekt und deshalb wird sich SEAB in den nächsten Jahren der Planung und Projektierung widmen – der Bau beginnt voraussichtlich erst 2021.

In Grutzen (Flughafen-Zone), wo demnächst auch wichtige Infrastrukturen wie z.B. das neue Gefängnis entstehen sollen, ist ein Projekt zur Erweiterung des Gasnetzes und zum Anschuss der gesamten Zone an das städtische Kanalisationsnetz geplant. Aktuell sind die ersten Ausschreibungen für die dort geplanten Arbeiten im Gange.

Weitere Projekte, die sich zurzeit in der Überprüfungsphase befinden, sind die Erneuerung der Trinkwasserleitungen und Anschluss an das städtische Trinkwasser- und Kanalisationsnetz des Kohlerer Bergs sowie Anschluss an das städtische Kanalisationsnetz und die Erneuerung der Trinkwasserleitungen für die Fraktion Leitach.

„Mit diesen strategisch wichtigen Projekten wollen wir die städtischen Infrastrukturen laufend erweitern und optimieren, um auch für die nächsten Generationen ein voll funktionsfähiges Netz und eine hohe Qualität dieser öffentlichen Dienste zu gewährleisten“, erklärt der SEAB-Präsident Rupert Rosanelli und fügt hinzu: „In dieser Hinsicht ist eine gute Zusammenarbeit mit der eco center AG, die für die Kontrollanalysen verantwortlich zeichnet, von entscheidender Bedeutung

Projekte für die Kläranlagen

Kläranlage Bozen

In den letzten Jahren hat die in der Kläranlage Bozen behandelte Abwassermenge ständig zugenommen, sowohl wegen der Schließung verschiedener kleiner Kläranlagen in den benachbarten Gemeinden als auch wegen der ständigen Zunahme der organischen Gesamtbelastung, die ihrerseits auf die Zunahme der Präsenz von Touristen zurückzuführen ist.

Infolge verschiedener Optimierungsarbeiten wurde die Anlage somit neu eingestuft: von den 275.000 Einwohnergleichwerten 2005 gelangte man zu den 374.000 Einwohnergleichwerten 2009 und zu den derzeitigen 450.000 Einwohnergleichwerten. Aus diesem Grund scheint jetzt auch die Behandlung der anaeroben Vergärung, obwohl anfänglich großzügig geplant, mit ihren 2 Faultürmen mit einem Gesamtvolumen von 12.000 m³ eher zu schwach bestückt zu sein. Berücksichtigt man, dass in den nächsten Jahren weitere Schließungen von Anlagen (Kläranlage Eggental und wahrscheinlich Kläranlage Mölten) vorgesehen sind, ist die Errichtung eines weiteren Bioreaktors zu 6.000 m³ Volumen erforderlich.

Die Gesamtinvestition bringt eine Ausgabe von wenig mehr als 4,5 Millionen € (inbegriffen technische Spesen, + MwSt.) mit sich und wird zu 90% von der Autonomen Provinz Bozen finanziert.

Kläranlagen Passeier und Sarntal

Die Zunahme des Tourismus sowohl in Form von tatsächlicher Anwesenheit als auch in Form von Genehmigungen für neue Gästebetten bringt die Notwendigkeit erheblicher Erweiterungen (um 100%) der Kläranlagen für die betreffenden Zonen mit sich.

Die vorgesehenen Kosten belaufen sich auf ca. 13,5 Millionen € (+MwSt.). Das Gesetz sieht eine 90%ige Finanzierung seitens der Autonomen Provinz Bozen vor.

Die Verfahren und der Ort, mit denen bzw. an dem die Erweiterungen errichtet werden sollen, sind derzeit noch in der Phase der Festlegung.

Kläranlage Mölten

Derzeit ist die Kläranlage ein bisschen unterdimensioniert, sie hat außerdem Schwierigkeiten, mit plötzlichen Spitzenwerten der biologischen Fracht fertigzuwerden, zu denen es manchmal kommt. Es wird derzeit die Möglichkeit untersucht, durch Errichtung eines Abwassersammlers die Abwässer zur Kläranlage Bozen abzuleiten; auch die Möglichkeit der Erweiterung der Anlage an Ort und Stelle wird geprüft.

Die Investition beläuft sich auf ca. 2,5 Millionen € (+MwSt.). Für beide Möglichkeiten ist eine öffentliche Finanzierung in Höhe von 90% vorgesehen.

Das Bozner Wasser: der Rechtsrahmen  und die Qualitätskontrollen

Das Trinkwasser ist eines der am stärksten kontrollierten Nahrungsmittel.

Gesetzliche Bestimmungen

Die Trinkwasserkontrollen werden auf verschiedenen Ebenen geregelt:

WHO (World Health Organization)/UNO:  Festlegung der Grenzwerte aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse

EU, Staat:           Übertragung in nationale Normen und Gesetze

Land Südtirol:     Festlegung Richtlinien für die Kontrollen

                            externe Kontrolle: seitens der Behörden (Sanitätsbetrieb, Provinz)

interne Kontrollen: die Qualitätskontrolle des „Herstellers“ des Nahrungsmittels Trinkwasser (Gemeinde).

Mit dem Dekret des Gesundheitsministeriums vom 14. Juni 2017 wurden die Trinkwasserkontrollen neu geregelt. Es werden folgende Kontrollen vorgesehen:

Routinekontrollen / Parameter Gruppe A (Kontrolle der Grundparameter, wie z.B. Leitfähigkeit und bakteriologische Verunreinigungen)

- Kontrollanalysen / Parameter Gruppe B (Kontrolle verschiedenster Zusatzparameter, wie z.B. Schwermetalle, organische Verunreinigungen, usw.)

Die Festlegung der Art und Anzahl der Kontrollen erfolgt in enger Abstimmung zwischen Sanitätsbetrieb und Trinkwasserversorger.

Seit 2019 sind auch Messungen der Radioaktivität im Trinkwasser vorgeschrieben:

- Gesamt Alfa/Gesamt Beta Aktivität: gemäß ISO 11704: 2018

- Radon222: gemäß ISO 13164-4: 2015.

Die Qualität des Bozner Trinkwassers wird ständig kontrolliert. Die Gemeinde Bozen als „Hersteller“ des Nahrungsmittels Trinkwasser kontrolliert die Qualität durch die SEAB AG, die die Proben von den verschiedensten Probenahmepunkten entnimmt, welche über das gesamte Trinkwassernetz verteilt sind, von den Quellen über die Speicherbecken bis hin zum Endkunden. Die eco center AG führt diese Analysen im Auftrag der Firma SEAB AG durch.

Jährlich führt SEAB in Abstimmung mit dem öffentlichen Hygiene- und Gesundheitsdienst mehr als 100 Qualitätskontrollen mit chemischen und bakteriologischen Analysen des Wassers in den Anlagen und im Wassernetz durch, um die Einhaltung der für Trinkwasser festgelegten gesetzlichen Parameter zu überprüfen. Die eco center AG führt die Analysen im Auftrag von SEAB. Zur zusätzlichen. Als Zusatzgarantie für die Qualität des Trinkwassers führt der Sanitätsbetrieb zusätzliche Überraschungskontrollen durch. Das Bozner Trinkwasser wird folgenden Kontrollen unterzogen:

  1. Routinekontrollen (Gruppe A): ca. 100 pro Jahr
  2. Umfassende Analysen (Gruppe B): ca. 10 pro Jahr
  3. Messung der Radioaktivität im Trinkwasser: noch zu definieren.

Das Zentrallabor der eco center AG besteht aus einem Team aus Biologen, Chemikern und Labortechnikern. Es ist mit modernsten Analysen-Geräten ausgestattet.

Das Zentrallabor ist von ACCREDIA nach der Norm UNI CEI EN ISO/IEC 17025 akkreditiert und nimmt regelmäßig an externen Ringversuchen teil. Die Liste der akkreditierten Parameter ist unter www.accredia.it verfügbar.